Diese vielen Knöpfe!

Was man damit alles machen kann! Schon früh beobachtete ich meine Mutter, wie sie Akkordeon spielte. Auch wenn ich noch keine Ahnung von Epochen und Stilen hatte, spürte ich doch instinktiv, welche Vielfalt des Ausdrucks dieses Instrument bietet. Das wollte ich auch lernen!

So machte ich mich also auf den Weg, angeleitet von wunderbaren Lehrern wie Guido Wagner und später im Studium Prof. Hugo Noth. Kann man Akkordeon studieren? Ja man kann!

In meinem Fall: man muss!

Mir stellte sich nie die Frage wie das Musikerdasein mit so einem „nicht-klassischen“ Instrument aussehen kann. Mir ging es um etwas anderes. Es ging um die Musik!

Mein Name ist Antje Steen – ich spiele Akkordeon, aber…

Leider lastet auf diesem Instrument wegen seiner halbseidenen Herkunft nach wie vor ein gewisser Rechtfertigungsdruck. Aber ein schlechter Ruf kann das Leben auch erleichtern.

Wie schön, aus der Fülle schöpfen zu können: Es gibt auf diesem Instrument keine Grenzen. Mich interessiert die Barockmusik genauso wie die Moderne, ich liebe den Tango, die Klassik und Romantik. Es geht nur um den musikalischen Ausdruck und vor allem – all das geht mit diesem Instrument!

Das Berufsprofil einer Akkordeonistin ist nicht festgelegt, das heisst ich habe die Freiheit mich als Musikerin selbst zu erfinden.

So führte mein Weg über Wettbewerbe (einige 1.Preise), Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen und einige Meisterkurse ins richtige Leben: ans Theater, in die Kammermusik – auf das Konzertpodium.

Mein Name ist Antje Steen – ich spiele Bandoneon!

Schuld ist Astor Piazzolla!

Aber seine Musik auf dem Akkordeon? – geht nicht! Wie kann es sein, dass das Bandoneon, das dem Akkordeon so ähnlich scheint, doch so anders klingt? Dieser Ton, der direkt ins Herz sticht, diese Aggressivität des Ausdrucks. Der Klang des Bandoneons ist untrennbar mit der Musik Astor Piazzollas verbunden, und er faszinierte mich!

Und wieso überhaupt Piazzolla?

Sein Tango Nuevo begleitete mich bereits in meiner Jugend (mein Vater ist ein grosser Fan Piazzollas). Für mich beinhaltet seine Musik alles. Sie erzählt vom Leben – das Chaos der Stadt, die Lust am Leben, Enttäuschung und Schmerz, von der Suche nach Liebe und Geborgenheit: eine Erfahrung die jeden betrifft!

Piazzollas Musik hat diese Energie die mich treibt – ich musste Bandoneon lernen.

Mein Name ist Antje Steen – ich bin Musikerin!

Das Bandoneon führte mich in eine ganz neue Welt der Ausdrucksmöglichkeiten. So war schnell klar, dass ich auf diesem Instrument nicht nur Tango spielen will. In Zusammenarbeit mit Fabian Dobler entstand eine Vielzahl großartiger Bearbeitungen für unterschiedliche Kammerbesetzungen. In unserem Ensemble [OPERASSION] spielen wir Bach, Brahms, Schumann, Verdi, Massenet, Berlioz und viele andere. Zwischen 2010 und 2014 spielte ich an der Hamburger Kammeroper fünf vollständige Opern, arrangiert (F.Dobler) für Kammerensemble mit Akkordeon oder Bandoneon.

Mit beiden Instrumenten spiele ich inzwischen als Solistin, sowie in grossen Orchestern wie dem Radio-Symphonie Orchester Stuttgart, als Theatermusikerin unter anderem am Staatstheater Oldenburg, mit hochkarätigen Kammerensembles wie dem Ensemble Resonanz, dem Ensemble [OPERASSION], dem Nathan-Quartett und freue mich, dass ich schon einige CD-Produktionen (Fono Forum – CD des Monats) und Musikvideos verwirklichen konnte.

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